Mit dem Klettern sollte man in einer freundlichen Umgebung beginnen, um Stress und Adrenalin auf ein Mindestmaß zu reduzieren (zumindest zunächst). Ideal ist es, mit Kursen in einer Kletterhalle zu starten. Sobald die ersten Schritte gemeistert sind, kann man sich an natürliche Felsen wagen.
Stile und Arten des Kletterns
Klettern kann auf vielfältige Weise betrieben werden, um allen Vorlieben, körperlichen Voraussetzungen, Abenteuerlust und Altersgruppen gerecht zu werden. Mein Überblick soll Anfängern helfen, eine Wahl zu treffen und sie ein wenig auf den Weg des Aufstiegs leiten :-).
Bouldern (Bouldering)
Bouldern wird ohne Sicherung (nur mit Crashpads) an kleinen Felsbrocken oder deren Nachbildungen in Kletterhallen durchgeführt. Die bevorzugten Gesteinsarten sind Granit mit langen, tiefen Rissen, lockerer Sandstein mit Relief, Kalkstein und vulkanischer Tuff.
Der Kletterer nutzt lediglich Kletterschuhe, Magnesiumpulver für die Hände und Bouldermatten für mögliche Stürze. Die Strecke hat eine Höhe von maximal 6 Metern, was relativ sicher ist und sich hervorragend für das Training eignet. Beim Bouldern liegt der Schwerpunkt auf Fingerkraft und Ausdauer.
Diese Disziplin ist weltweit sehr beliebt, und seit den 1990er Jahren werden Bouldering-Wettkämpfe mit dafür entwickelten Bewertungssystemen organisiert. Zudem wird Klettern bei den Olympischen Spielen 2020 in drei Kategorien vertreten sein. Diese Sportart hat lange um den Status einer olympischen Disziplin gekämpft.
Die weltweit bekannten Extremkletterer John Gill, Jason Kel und Alex Honnold haben das Bouldern zum sogenannten “Free Solo” weiterentwickelt, bei dem sie ohne Sicherung und Ausrüstung senkrechte Felswände von über 16 Metern und Schwierigkeitsgrad V16 erklommen.
Künstliche Boulder in der Kletterhalle
Künstlich geschaffene Kletterblöcke aus Beton und Kunststoff sind sehr praktisch, um diese Disziplin zu erlernen, da jeder Griff farblich markiert ist, um die Schwierigkeit anzuzeigen.
Buildering (auch bekannt als Urban Climbing, Skywalking, Structuring oder Stegophily)
Eine aufregende und gefährliche Art des industriellen Extremsports. Der Kletterer erklimmt Mauern von Gebäuden, Brücken und andere menschengemachte Strukturen (einschließlich verlassener und ruinöser). Das Klettern wird sowohl mit als auch ohne Sicherung geübt und ist oft eine strafbare Handlung. Nachts genießt Buildering besonders wegen rechtlicher Probleme größere Beliebtheit.
Buildering-Kletterer Timothy Shief
Die dokumentierte Geschichte des Builderings begann 1895 mit Geoffrey Winthrop Young, einem Studenten der Universität Cambridge, der einen Guide über das Buildering im Trinity College veröffentlichte (er erstellte insgesamt neun dieser Publikationen).
Geoffrey Winthrop Young mit Freunden
Schon vor ihm übten sich Studenten im „Roofing“ auf den Dächern von Universitäten und Colleges, doch Young machte dieses „Hobby“ offiziell. In den 1920er Jahren war Buildering besonders in New York, der Hauptstadt der Wolkenkratzer, populär.
Innerhalb von 100 Jahren urbanen Kletterns wurden Dutzende großartiger Handbücher und Bücher zum Thema Buildering veröffentlicht, die Aufstiege an den Mauern und Dächern weltbekannter Gebäude beschreiben. Bekannte Namen sind Alain Robert (der Burj Khalifa besteigen konnte), Dan Goodwin alias SpiderDan, George Willig und andere.
Alain Robert, eine Legende des Urban Climbing
Weltweit finden Wettbewerbe statt; der erste BUILDering World Championship wurde 2005 in Deutschland veranstaltet.
Es gab eine Plattform , auf der man interessante Strukturen zum Klettern in Russland teilen konnte, aber diese wurde leider eingestellt. Wenn Sie etwas Ähnliches kennen, schreiben Sie es bitte in die Kommentare.
Für so extremes Buildering könnte man eine Strafe mit fünf Nullen erhalten...
Top-Roping (Top rope climbing)
Ein Kletterstil, bei dem der Sportler mit einem Seil verbunden ist, das durch ein Ankersystem verläuft, das vom Start bis zum Ende der Route installiert ist. Im Falle eines Sturzes wird der Kletterer auf kurzen Strecken gesichert.
Top-Roping ermöglicht das Bewältigen schwieriger Routen, indem die Anker bereits am Ziel installiert werden (auf dem Gipfel oder am Ende der Route). Einfach ausgedrückt: Man erreicht den Gipfel auf Gehwegen oder über Scrambling-Passagen, installiert einen Anker, führt das Seil hindurch und lässt beide Enden des Seils bis zum Fuß des Felsens hinunter.
Eine mögliche Ankerbefestigung
Ausrüstung für Top-Roping: Anker, statisches oder Low-Stretch-Kletterseil, Karabiner und Schlingen für den Anker. Dieser Kletterstil setzt ein gewisses Maß an Erfahrung mit Klettertechniken voraus, einschließlich Training in der richtigen Verankerung von Sicherungspunkten und im Umgang mit der Ausrüstung. Viele Kletterer beginnen ihre Reise mit Top-Roping in der sicheren Umgebung einer Kletterhalle.
Training im Top-Roping-Stil ist sowohl für Anfänger als auch für Kinder geeignet
Lead Climbing (Klettern im Vorstieg)
Bei dieser Klettertechnik gibt es immer einen Sicherungspartner, aber keinen vorinstallierten Ankerpunkt am Ende der Route. Lead Climbing ist dadurch weniger eingeschränkt als Top-Roping.
Die Sicherung erfolgt „von unten“, da das Anbringen einer oberen Sicherung oft nicht möglich ist. Im Sportklettern gilt diese Methode zudem als „nicht wettkampfgerecht“.
Das Klettern im Vorstieg ist die nächste Könnensstufe nach Bouldering und Top-Roping. In Kletterhallen kann man Lead Climbing mithilfe einer automatischen Sicherung üben. Das folgende Video veranschaulicht perfekt, wie diese Technik in der Kletterhalle eingesetzt wird:
Scrambling (Kraxlerei)
Diese einfache Art des Kletterns ist eine Zwischenform zwischen Bergwandern und Bergsteigen. Scrambling bezeichnet das Begehen von unwegsamem Gelände, bei dem keine spezielle Kletterausrüstung benötigt wird – es sei denn, diese wird aus Sicherheitsgründen in Ausnahmefällen verwendet.
Beim alpinen Scrambling kommen jedoch Eispickel, Steigeisen und ein Helm sowie das Wissen über deren Gebrauch zum Einsatz.
In der Schwierigkeitsklassifikation des Bergsteigens wird Scrambling in den dritten Schwierigkeitsgrad eingestuft oder gilt nach dem britischen Ashton-System als „leicht“. Es gibt Reiseführer speziell für Scrambling mit Beschreibungen von Routen und Empfehlungen.
Multi-Pitch (Mehrseillängenklettern)
Diese Klettertechnik wird im Team mit einem erfahrenen Partner durchgeführt und umfasst Routen, die in mehrere Seillängen (Pitches) unterteilt sind. Pitches sind notwendige Haltepunkte entlang der Route, an denen der Partnerwechsel stattfindet, Zwischensicherungen eingerichtet und Pausen oder sogar Übernachtungen eingelegt werden können.
Als Multi-Pitch wird jede Route bezeichnet, die länger ist als die Reichweite eines einzelnen Seils.
Typischerweise ist der erste Kletterer in der Seilschaft kein Profi, während der Gruppenleiter dann folgt.
Solo Climbing (Alleinklettern)
Extremsport in seiner reinsten Form. Dieser Kletterstil erfordert, dass der Athlet ohne Sicherung unterwegs ist – oft nur mit Magnesia für die Hände. Es gibt jedoch Variationen:
- Rope Soloing – eine minimale Sicherung für den Fall eines Sturzes, manchmal mit Auto-Sicherung. Wenn ein Solo-Kletterer ein Sicherungsseil verwendet, muss er die Route an jedem Abschnitt dreimal begehen, um die Zwischensicherungen zu entfernen.
- Free Solo ohne jegliche Sicherung, wobei unter Umständen ein Netz gespannt ist oder über Wasser geklettert wird, sodass ein Sturz abgemildert wird.
Ich hoffe, diese kurze Einführung in die wichtigsten Kletterstile war inspirierend. Einem Anfänger im Klettersport steht eine Menge zu lernen bevor, doch der erste Schritt ist durch nichts zu ersetzen: Beginnen Sie in einer sicheren Kletterhalle mit einem erfahrenen Trainer an Ihrer Seite. Viel Erfolg!